6000km auf dem Tretroller

Es liegt die Frage auf der Hand: was macht der Peter in den nächsten Monaten denn so?

Die Antwort ist ja im Grunde genommen ganz einfach: ich plane, mit dem Tretroller nach Santiago de Compostela und zurück zu fahren.

Meine momentane, ungefähre geplante Route von Ladonien bis Santiago de Compostela. Die Fahnen sind teils wirkliche Wegpunkte, teils Alternativrouten, teils interessante Orte, teils Wohnorte von netten Menschen, die ich gerne besuchen möchte.

Die Route sieht nicht genau wie der kürzeste Weg von Oberfranken aus aus. Ist es ja auch nicht. Das hat ein paar Gründe:

  1. Auf dem Weg möchte ich nette Menschen besuchen. Da fiel mir bald auf, dass das ungefähr eine Schneise senkrecht durch Deutschland ergibt, die in Dänemark anfängt.
  2. Wenn ich schon weiter nördlich beginne, dann kann ich auch in Ladonien starten. Das ist die witzigste Mikronation, die ich bisher kenne. Unter anderem sieht es dort sehr gut aus, die Politik ist locker und die Nationalhymne ist wohlbekannt und einfach.
  3. Und dann fand ich die Idee auch reizend, mit dem Tretroller die Alpen zu überqueren. Über den Brenner, weil dahinter (angeblich) ja die Urvorfahren meiner Familie gelebt haben. (Seit mindestens 200 Jahren lebt dort aber niemand mehr von dieser Ahnenreihe. Was mir, bei angenommener weiterer genetischer Verdünnung, etwa 1% italienische Gene lässt. Gerade genug um Espresso zu trinken und Rotwein zu genießen. Das ist zumindest meine Theorie.)
  4. Wenn man die Alpen einmal überquert und nach dem Gardasee rechts abbiegt, dann bietet es sich an, die Alpen ein zweites mal zu überqueren.
  5. Ende Juli mache ich einen Abstecher nach Straßburg. Vielleicht per Zug hin. Und vielleicht ein Eck über Schwarzwald, Bodensee, Liechtenstein, Como und Bernardpass über Grenoble nach Montpellier. Bernardpass und Mont Blanc reizen mich sehr – aber irgendwie habe ich noch keine sehr praktische Routenführung dort entlang.
  6. Der französischen Südküste folgt das schöne Carcassonne, das ich dann endlich einmal in der Nicht-Spieleversion betrachten kann. (Gegen die ungarische Fizemeisterin sollte man das nur spielen, wenn einem die kompetitive Zerstörung der schönsten Stadtformationen ästhetisch und emotional nichts ausmacht.)
  7. Die Pyrenäen wollte ich nördlich entlang fahren und vielleicht auch ein bisschen hinein.
    • In Lourdes wollte ich auf eine Wunderheilung hoffen. Von unsinnigen Ideen. Ob von meinen eigenen oder von denen anderer überlege ich mir vor Ort.
    • Es ist übrigens Zufall und nicht Absicht, dass ich in einem (verlängerten) Heiligen Compostelanischen Jahr pilgere. Dafür bekommt man einen Plenarablass, der hoffentlich auch für schlechte Witze und sonstige Überschreitungen gilt.
    • Apropos: in Santiago de Compostela liegen die Gebeine des Apostels Jakobus dem Älteren, die selbständig das Mittelmeer und die Straße von Gibraltar (gegen den Strom) durchfuhren, gefunden, vergraben, hunderte Jahre später von einem Bauer gefunden wurden, und vom Papst für echt erklärt wurden. Die Echtheit dieser Geschichte beeinflusst mich wenig, ich suche lieber ein bisschen innere Einkehr und Menschen, die sich Gedanken über das Leben machen.
  8. Im nördlichen Zipfel der Pyrenäen startet dann der bekannteste Pilgerweg, der Camino Francés und ab da sind es ja nur noch lächerliche 800km bis Santiago de Compostela.

Klingt das lächerlich weit? Ist gar nicht so wild: Das sind etwa 3000km, auf dem Tretroller fährt man spielend 50km am Tag, 100km sind Arbeit, 130km etwas zu viel. Also sind das gerade mal 60 Tage tretrollern.

Versorgung? Ach, das ist alles zivilisiertes Gebiet, da gibt es alle 4km einen Bäcker oder Supermarkt. Mehr als eine Tagesration Kalorien werde ich nie an Bord haben.

Übernachten? Hängematte, Zeltplane, Schlafsack und Isomatte. Ein ruhiges Waldstückchen dafür findet sich immer. In Spanien treffe ich dann auch auf ein gut ausgebautes Pilgerherbergennetz.

Und fährt man da die ganze Zeit auf Straßen? Nein, auf normal befahrenen Straßen fährt man nicht. Eine Werbung eines Outdoorequipmentherstellers meinte, dass es in Deutschland 15.000 Kilometer ausgeschriebene Radrouten und Radwege gibt. Holla die Waldfee! Für Anfänger empfehle ich eine ADFC-Regionalkarte deiner Umgebung.

Das ist mein Plan in Kurzform.
Updates wird es hier auf petermauer.com geben.

Für Fragen und Anmerkungen oder sogar Angebote zur Übernachtung, Rotwein oder Espresso gemischt mit interessanten Gesprächen, kannst du gerne hier einen Kommentar hinterlassen.

Allerbeste Grüße an alle und bis bald,
Peter

8 Kommentare zu „6000km auf dem Tretroller

  1. I’m looking forward to checking on installments during your trip. Sounds really adventurous! Good luck! Bon voyage! Gute Reise noch!

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    1. Hallo, Philipp. Bin bei den letzten wichtigen Vorbereitungen (Grillen mit der Familie etc) und heute Abend setze ich mich in einen Zug und einen Bus und morgen am frühen Abend bin ich in Kopenhagen. Von dort aus geht es nach Ladonien und ab da geht es eigentlich dann so ernsthaft los.
      Ein paar Bilder der sonstigen Vorbereitungen gibt es auch bald.

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  2. Hi Peter, wir trafen uns zufällig vor zwei Tagen in Nürnberg (1.6.) und ich habe nachher echt überlegt, wie du das Gelände mit Roller bewältigen möchtest. Du wirst viele Alternativrouten zum Jakobsweg brauchen, die es aber durchaus gibt. Wenn ich an die von mir zurückgelegten Wege zu Fuß zurückdenke, sind geschätzt davon nur 40% Rollergeeignet.
    Viel Erfolg bei Deinem Vorhaben und Grüße
    Ronny aus Dresden

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    1. Hi Ronny,
      schön von dir zu hören. Das war ja sehr witzig, am Falafelstand am Hauptmarkt zufällig dich als gerade aktiven Jakobswegpilger genau vor mir in der Schlange stehen zu haben. (Den Zug zu meinen Eltern habe ich um 2 Minuten gerade noch erwischt. Aber das war es wert, mit dir Falafel essend an der Pegnitz zu sitzen und sich gut zu unterhalten.)

      Bis jetzt hatte ich noch gar nicht so viel nachgedacht über schlechte Wege. (Ich hatte den Film „Nur die Füße tun mir Leid“ gesehen, da sah es in Spanien sehr fahrbar aus.) Ich werde einfach mal schauen, wie es sich ergibt. Ich hatte gelesen, dass 10% der Pilger auf dem Fahrrad unterwegs sind. Wo ein Fahrrad fahren kann kann ich meistens auch fahren. Als Worst Case sehe ich, dass ich mal ein paar Tage wirklich langsam unterwegs bin und ab und zu dann auf Straßen ausweichen muss. Dann wird es eben so sein.

      Wie läuft es auf deinem Weg im Moment so? Du müsstest ja heute schon kurz vor deinem Ziel sein, oder?
      Bei mir geht es heute Abend los über Nürnberg nach Kopenhagen bis Ladonien.

      Schöne Grüße
      Peter

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  3. Hallo Peter,
    mein Persönliches Santiago de Compostela, Thannhausen bei Augsburg habe ich am 17.6. nach einer noch spannenden und schönen Pilgerreise gut erreicht und bin mittlerweile nach noch ein paar erholsamen Tagen wieder zu Hause. Es waren noch tolle Begegnungen dabei, u.a. eine Autorin, die auch über den Jakobsweg schreibt.
    Dir noch eine schöne Reise und schöne Erlebnisse. Ich werde den Blog hier mit verfolgen.
    Viele Grüße
    Ronny

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  4. Hey Peter, als alle Kollegen auf Arbeit zum Frühstück versammelt waren erzählte uns ein Kollege das er Besuch auf seinem Hochsitz hatte. Er meinte Peter war da… Da bei uns Kollegen auch Peter heißen waren wir alle verwirrt.
    Er legte dein Tuch mit Text auf den Tisch! Wie kommt man bitte auf so eine verrückte Idee mit einem Tretroller mehrere 1000 km zu rollen/fahren? Gibt es davon Videos? Viel Glück weiterhin…. und gutes rollen🤣 Lg aus der Dübener Heide

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    1. Hi Bernd.
      Ich fahre schon seit ein paar Jahren einen großen Tretroller. Diese Teile fahren sehr angenehm und leicht und sind irgendwie auch witzig. Und vor allem muss ich nicht den halben Tag auf einem Sattel sitzen!
      Ein bisschen anstrengender ist es, als Fahrradfahren und ein bisschen langsamer, dafür witziger und angenehmer.
      Für mich die beste Art sich fort zu bewegen. 🙂

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