Neulich kam ich auf die Idee, dass man als normalverdienender Mitteleuropäer eigentlich ja jeden Tag 5€ spenden könnte. Einfach so, zack, aus der Hosentasche.
Das macht über das Jahr gerechnet 1825€. (In der Theorie, wenn man jeden Tag spenden würde.) Oder auch nur die Hälfte davon – mal grob 1000€ im Jahr, 20€ pro Woche, oder 50€ alle zwei Wochen. Auf das Jahr gerechnet ist das doch irgendwie für eine normal verdienende Person schon eine verkraftbare Summe.
Wie viel bleibt schon übrig von eurem Gehalt? Für wie viel Geld kauft ihr Unsinn? Wie viel elektronischer Schnickschnack steht bei euch daheim? Welche Elektrogeräte habt ihr eigentlich doppelt so groß gekauft wie nötig? Für wie viele Tausender im Jahr fliegt ihr in den ach so exotischen Urlaub? Kauft euch Sportgeräte? Oder gar neue Autos? Wie viel Benzin verbrutzelt ihr im Jahr? Wie oft geht ihr am Wochenende aus und fragt euch am Montag, wo das ganze Geld wohl hin ist? Wie viel gebt ihr denn im Jahr für auswärts essen aus?
Na, eigentlich sind dann 1000-1800€/a Spenden schon auch im Rahmen.
Jetzt muss ich es nur noch selber schaffen, mich an so ein Verhalten zu gewöhnen. (Mach ich natürlich nicht, wie ich halt so bin als Mensch.)
Ich glaube als erstes genügt mir die Erkenntnis: „hey, komm, du kannst es dir eigentlich leisten, du hättest jeden Tag vielleicht 5€ übrig, du hast doch seit Wochen nichts gespendet, dann kannst du heute auch gleich 50€ spenden.“ Zack, raus. Ohne dieses ständige Nöhlen: „ach, 50€ ist aber viel Geld, was du dir davon selber kaufen könntest“. Ne, muss ich aber nicht. 1800€ im Jahr. Pffff. Viel mehr als das geb ich für mich selber ja aus. Manchmal darf man auch an andere denken, denen es vielleicht nicht so gut geht.
Jetzt denke ich nochmal kurz über persönliches Greenwashing meiner Seele nach. Tja, vielleicht ist es das, vielleicht aber auch nicht. Dient es meiner seelischen Entlastung? Ja, sicher. Rette ich damit die ganze Welt? Nein, sicher noch nicht. Aber es ist ein Anfang. Und ich versuche ja auch im weiteren Leben mich nicht wie der letzte Umwelt- und Sozialberserker zu benehmen. Soll ich von der Aktion erzählen im privaten Umfeld? (Oder auch davon bloggen?) Ja, eigentlich schon. Nicht um zu zeigen, wie cool und engagiert ich bin – sondern um damit Denkanstöße und Diskussionsthemen zu geben, für umsichtigeres, menschlicheres Verhalten.
Ach ja, Greenwashing wäre es wohl vor allem, wenn ich es bei dieser Aktion belasse, ausführlich darüber positiv berichte, wie toll ich bin – und mein gesamtes Leben und Wirken dabei unverändert unbedacht oder sogar absichtlich sozial und finanziell gewinnorientiert opportunistisch weiterlebe. Wie das halt viele Industrieunternehmen so gerne machen.
Heute fange ich jetzt endlich mal an, diesen Gedanken an lockeren Umgang mit Spenden in die Tat umzusetzen. Und auch weiterhin werde ich darüber schreiben.
Vielleicht sind auch 50€ alle 2 Wochen handlicher für die meisten Menschen. (Käme meinem Sinn für Faulheit vermutlich viel mehr entgegen als 5€/d.) Gleichzeitig kann ich mich dann mal ein, zwei Stunden ernsthaft mit der jeweils gewählten Hilfsorganisation auseinandersetzen. Die Daumenregel, dass man 5€ am Tag übrig hätte, möchte ich aber im Hinterkopf behalten.
Ich schau jetzt einfach wie es sich entwickelt und halte euch auf dem Laufenden. Nachmacher sind gerne eingeladen!
Die heutige Organisation, die 50€ von mir erhält (für die letzten zwei Wochen), ist das „Zentrum für Politische Schönheit„. Die haben immer wieder ziemlich krasse Ideen um auf menschenunwürdiges politisches Verhalten hinzuweisen und zu verbessern. Schon vor einer Woche sah ich ihre krass provozierende Aktion „Flüchtlinge Fressen“. (Angeblich haben sich bereits 2 Leute dazu bereit erklärt, sich öffentlich von Tigern fressen zu lassen! Krass.) Und heute las ich dann noch auf ihrer Facebookseite von der Aktion, dass sie Flüchtlinge zukünftig per Flugzeug sicher nach Europa bringen wollen.
Ganz egal, was sie mit meinem Geld machen, ich glaube sie machen es gut und setzen es humanitär sinnvoll ein. Hier habt ihr es. Mit einem Lächeln.